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Die k.k. Hof-Wagenburg und der Wiener Wagenbau

(1740-1918)

Die Wiener Wagenburg in Schönbrunn zählt weltweit zu den besterhaltenen höfischen Fuhrparks. Trotz ihrer enormen kulturhistorischen Bedeutung war bisher nur wenig über ihre Objekte, deren Entstehungshintergrund und Verwendungsgeschichte bekannt. Das Forschungsprojekt bot 2001-2004 erstmalig Gelegenheit, den für die Sammlung relevanten Aktenbestand des Oberststallmeisteramts, der im Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchiv aufbewahrt wird, systematisch in einem elektronischen Datenbanksystem zu erfassen und auszuwerten.

Die erzielten Ergebnisse sind vielfältiger Natur. Sie betreffen zahlreiche der etwa 2000 Kutschen und Schlitten unterschiedlichen Typs, die zwischen 1740 und 1918 für den kaiserlichen Fuhrpark gebaut wurden. Aber auch noch früher hergestellte Fahrzeuge wurden berücksichtigt, sofern sie in den Quellen nachweisbar waren. So konnten etwa zwei Karossen des Moskauer Kreml-Museums als die derzeit ältesten erhaltenen Erzeugnisse des barocken Wiener Wagenbaus identifiziert werden. Sie wurden 1726/28 als Geschenk für den russischen Hof hergestellt. An ihrer Entstehungsgeschichte zeigt sich die enorme kunsthistorische und staatspolitische Rolle barocker Prunkwägen. Für die letzten Jahre der Monarchie wurde die Einführung der Hofautomobile in den kaiserlichen Fuhrpark rekonstruiert. Zu den überraschenden Ergebnissen zählt, dass der Beginn des musealen Betriebs der Wagenburg wesentlich früher als bisher angenommen, nämlich schon um die Mitte des 19. Jahrhunderts, anzusetzen ist.

Die Fülle des Archivmaterials erlaubte nur die Aufarbeitung von circa der Hälfte des zu berücksichtigenden Aktenmaterials, weshalb ein Nachfolgeprojekt eingereicht und auch bewilligt wurde (siehe Projekt: Das k.k. Oberststallmeisteramt und die Fahrzeuge des Wiener Hofes (1860-1918/22).)

 

 


Siegel und Unterschriften mehrerer Handwerker, die 1842 für den Hofmarstall tätig waren

Publikationen

  • Mario Döberl, „Ein paar schöne wägen nach der Wiennerischen neuesten façon“. Zur Geschichte eines Geschenks Kaiser Karls VI. an den Zarenhof anläßlich der russisch-habsburgischen Allianzverträge des Jahres 1726. In: Jahrbuch des Kunsthistorischen Museums Wien 4–5 (2002/03), S. 296–331.
  • Mario Döberl, Hinweise zur Neudatierung eines Berliner Karossen-Coupés des Moskauer Kreml-Museums. In: Achse, Rad und Wagen. Beiträge zur Geschichte der Landfahrzeuge 11 (2003), S. 78–81.
  • Mario Döberl, „Die Kutschen der Kaiser. Zur Geschichte des Wiener Hofwagenbaus im 18. und 19. Jahrhundert“ (Dissertation, Universität Wien 2004), 300 S.
  • Karin Schneider, Der Alltag der Séjours und das „Fuhrpartikular“. Die Organisation imperialer Repräsentation im Jagdschloss Laxenburg in der Mitte des 18. Jahrhunderts. In: Jahrbuch der Österreichischen Gesellschaft zur Erforschung des achtzehnten Jahrhunderts 18/19 (2004), S. 205-224.
  • Mario Döberl, Höfisch oder privat? Die Beschaffung und Wartung von Wägen am Wiener Kaiserhof in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In: Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 52 (2007), S. 113–173.
  • Monica Kurzel-Runtscheiner, Der Kongress fährt. Leihwagen, Lustfahrten und Luxus-Outfits am Wiener Kongress 1814/15 (Ausstellungskatalog, Wien 2014).

Information

Projektleitung
Dr. Monica Kurzel-Runtscheiner

Projektmitarbeit
Mag. Mario Döberl
Dr. Elisabeth Hassmann
Dr. Rouven Pons
Dr. Karin Schneider

Finanzierung
FWF-Projekt Nr. P14226

Projektlaufzeit
abgeschlossen

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